Alle reden von Vollbeschäftigung: Politiker, Journalisten, Industrie, Gewerbe und Gewerkschaften. Vollbeschäftigung muss her, sie ist die Zielgröße allen Handelns. Vollbeschäftigung – das Wort verrät schon alles. Die Menschen sollen voll beschäftigt werden. Warum eigentlich? Aus Sorge, dass die Bürger nichts mit sich anfangen können, wenn Sie mehr Zeit haben? Dass die Leute gar beginnen nachzudenken? Dass sie eigene Ideen entwickeln könnten?
Keine Beschäftigung ist sinnlos genug, wenn das hehre Ziel Vollbeschäftigung heißt. Ob es darum geht, den Sound von zufallenden Autotüren zu verbessern, Kindern ungesunde Ernährung anzudrehen oder künstlich abgewrackte Autos wieder neu zu produzieren – Hauptsache, die Menschen sind beschäftigt!
Zur Not wird man eben in sinnlose 1 Euro Jobs gesteckt oder zumindest als Bittsteller im Behörden-Marathon beschäftigt. Aber auch nach Feierabend geht das Beschäftigungsprogramm weiter. Man muss sich den passenden Stromanbieter aussuchen, den preiswertesten Telefonanschluss und die günstigste Versicherung. Man muss sich mit Software-Updates und Virenschutz rumschlagen. Als Prosumer erledigt man auch alle seine Bankgeschäfte selber und bucht seine Fahrkarten selbst. Damit es keinem langweilig wird, ändert sich alles ständig. Wer nicht mitmacht, wird mit deftigen Mehrkosten oder gar Ausschuss bestraft. Und damit wir in der restlichen Zeit auch noch voll beschäftigt sind, ruft uns Plakatwerbung zum Fernsehen auf.
Man kann gar nicht früh genug anfangen mit der Beschäftigung. Schon Babys werden in die Betreuung gebracht, dann könnten nicht nur die Eltern wieder beschäftigt werden, sondern auch die Kinder werden vor der eigenen Kreativität geschützt. Am besten ganztags, am besten immer mit Beschäftigungsprogramm.
Ich will hier keine Verschwörungstheorie aufbauen, zumal ich keinen „Täter“ identifizieren kann. Real ist dieser Geist aber da, der uns alle beschäftigen will.