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Schafft Grundeinkommen das Streikrecht ab?

Das Streikrecht gilt als wichtige Errungenschaft der bürgerlichen Emanzipation. Ein Grundeinkommen wäre ebenfalls ein großer Schritt zur bürgerlichen Mündigkeit. Was geschieht wenn beides zusammentrifft - wenn jeder Bürger ein bedingungsloses Grundeinkommen erhält und als Arbeitnehmer ein Recht auf Streik hat?

Recht auf Streik heißt (in Deutschland), dass Arbeitnehmer die Arbeit niederlegen können, ohne gekündigt zu werden. Allerdings erhalten sie für die Dauer des Streiks kein Gehalt, was die Streikfreudigkeit stark dämpft. Mit gewerkschaftlichen Rücklagen lassen sich ein paar Tage Streik überbrücken, längere und umfangreichere Streiks hingegen sind aus finanziellen Gründen sehr schwierig zu realisieren.

Mit einem Grundeinkommen sähe das völlig anders aus. Insbesondere wenn das Grundeinkommen hoch angesetzt ist, lässt es sich relativ bequem längere Zeit streiken. Da mit einem Grundeinkommen die Kaufkraft des Arbeitslohns für viele ohnehin niedriger wäre als heute, tut es gar nicht mehr so weh, wenn man kein Arbeitseinkommen erhält. Es wären Streiks denkbar, die wochen-, monatelang oder im Extremfall gar jahrelang auf breiter Basis laufen könnten. Die Streikenden sind nicht kündbar, also haben sie nach dem Streik wieder ein Recht auf Einstellung. In Verbindung mit dem Grundeinkommen könnten egoistisch agierende Arbeitnehmer das wirtschaftliche Leben lahmlegen.

Das Streikrecht abzuschaffen wäre zudem gar kein Verlust, weil es mit einem Grundeinkommen ohnehin seine Begründung verliert. Das Streikrecht soll dem Arbeitnehmer trotz wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Arbeitgeber eine starke Verhandlungsposition geben. Diese starke Verhandlungsposition hat er aber mit dem bedingungslosen Grundeinkommen automatisch in der Hand, denn er ist nicht mehr wirtschaftlich abhängig. Wem die Arbeitsstelle oder die Entlohnung nicht passt, der muss diese erst gar nicht annehmen oder er kann ohne Existenznot kündigen.  

Noch ein Aspekt, warum das Streikrecht obsolet wird. Grundeinkommen setzt mit der teilweisen Entkopplung von Arbeit und Einkommen darauf, dass der Einzelne aktiv wird, weil er etwas für die Gemeinschaft tun will. Wem das Motiv seiner Arbeit ist, etwas für andere zu tun, wie käme er darauf, die Leistungserstellung für andere bewusst zu sabotieren? Heute sehen Arbeitnehmer es als Erfolg an, wenn sie durch Streiks einen möglichst großen Schaden anrichten, wenn sie also genau das Gegenteil dessen erreichen, was der Sinn ihres Berufes ist. Hätten Menschen in einer Gesellschaft mit Grundeinkommen Verständnis für solch eine Einstellung?



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