Alle wollen Kosten reduzieren. Je geringer die Kosten, umso besser gehe es uns. Doch was für das einzelne Unternehmen oder die einzelne Person richtig ist, trifft volkswirtschaftlich nicht zu.
Wenn ein Bäcker Personalkosten spart, indem er eine Maschine die Brötchen formen lässt, dann kann er seinen Gewinn erhöhen oder seinen Kunden billigere Brötchen anbieten. Wenn eine Familie die Milch dort kauft, wo der Liter 20 Cent billiger ist, dann kann sie sich zusätzlichen Konsum leisten.
Für die gesamte Gesellschaft ergibt sich hingegen ein anderes Bild. Denn die Kosten des einen sind immer die Einnahmen des anderen. Es gibt keine Kosten, die keine Einnahmen wären. Egal ob Zinskosten, Mietkosten, Personalkosten, Steuern oder Rohstoffkosten. Alle Kosten bestehen alleine deshalb, weil sie Jemandens Einkommen sind. Gäbe es dieses Einkommen nicht, dann gäbe es auch die Kosten nicht.
Wenn der eine seine Kosten senkt, dann senken sich unabänderlich die Einnahmen bei einem anderen. Kostensenkungen sind also volkswirtschaftlich gesehen zunächst ein Nachteil, weil sich das Gesamteinkommen senkt. Da dieser Nachteil aber genau der Vorteil dessen ist, der seine Kosten senkt, ändern Kostensenkungen an der Summe des gesamten Wohlstandes gar nichts, sie nutzen nichts und sie schaden nichts.
Und trotzdem: Unser heutiger Wohlstand, unsere Kultur wären nicht denkbar ohne ein jahrhundertelanges Ringen um Kostenreduktion. Wenn der Bäcker aus obigem Beispiel seinen Gesellen nicht mehr braucht, so befreit er diesen aus seiner bisherigen Arbeit und gibt ihm damit die Möglichkeit etwas anderes herzustellen. Die Gesellschaft hat dann weiterhin die bisherige Brötchenmenge und etwas Zusätzliches.
Zwar wird dem einzelnen Unternehmer die Produktivitätssteigerung durch einen Kostenvorteil schmackhaft gemacht, die eigentliche Ursache für die gesellschaftliche Wohlstandsverbesserung ist aber das Ringen um die effizientere Produktion, nicht das Ringen um niedrigere Kosten!
Denn es gibt auch Kostensenkungen, die den Wohlstand der Gesellschaft nicht erhöhen. Wenn ein Schwimmbad aus Kostengründen geschlossen wird, und der Bademeister dann gelangweilt auf dem Sofa sitzt, so hat diese Kostensenkung eine Verringerung des Wohlstandes der Gesellschaft zur Folge: Das Schwimmbad ist geschlossen, ohne dass es anderswo mehr oder zumindest gleichwertige Leistungen gäbe.
Kostensenkung kann somit nur dann dem Gemeinwohl dienen, wenn es unter dem Strich mehr oder bessere Produkte und Dienstleistungen gibt als vorher.
Das ist keine idealistische Forderung, es ist ein elementarer Zusammenhang.
Weitere Beispiele für Kostensenkungen ohne Wohlstandsgewinn: Das Umgehen von Umweltschutzauflagen, die Verringerung der Produktqualität, kürzere Beratungsdauer beim Arzt. Nur dann, wenn diese Maßnahmen anderswo mehr oder bessere Produkte und Dienstleistungen auslösen, erhöht sich der Wohlstand.
Volkswirtschaftlich gesehen gibt es also gar keine Kosten, es gibt nur eine Gesamtproduktion und deren Verteilung.
Ob das bedingungslose Grundeinkommen den Wohlstand erhöht oder nicht wäre eine berechtigte Frage. Wie seine Kosten zu finanzieren wären ist eine sinnlose Frage. Denn das Grundeinkommen ist kostenlos.