Logo bedingungsloses Grundeinkommen

Wer denkfaul ist, sucht Beweise

Sowohl Gegner als auch Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens verlangen gerne Beweise dafür, dass das „in Echt“ auch klappt. Mal wird ein winziges afrikanisches Dorf als Paradebeispiel für die Machbarkeit auserkoren, mal findet man eine Gruppe, wo so eine Ausschüttung nicht geklappt hat. Manche wünschen sich, Grundeinkommen in einer deutschen Stadt auszuprobieren, andere schrecken nicht davor zurück, armen Menschen Geld zu geben, wenn sie im Gegenzug ihr Verhalten wissenschaftlich sezieren lassen.

Grundeinkommen ist aber eine Entscheidung zu der Frage „wie wollen wir zusammen leben?“. Das ist letztlich eine moralische Entscheidung, eine Entscheidung, die einem kein Wissenschaftler abnehmen kann. Das Fordern von Beweisen ist eine Denkfaulheit. Nämlich die Weigerung, sich vorher vorzustellen, was sich mit einem BGE verändern würde. Sich mit den Begriffen „Arbeit“, „Einkommen“, „Gerechtigkeit“, „Freiheit“ wirklich zu beschäftigen. Sich im Herzen vorzustellen, wie sich die Beziehung der Menschen untereinander ändern würde. Das ist nicht einfach, das ist harte Arbeit, weil wir so sehr an den alten Begriffen kleben. Viele Befürworter machen es sich hier ausgesprochen bequem. Mit der Folge, dass sie ganz unsinnige Vorstellungen haben und propagieren, z. B. noch einen Mindestlohn obendrein fordern, meinen, dass die Finanzierung irgendwie von „den Reichen“ kommen muss und dass ansonsten möglichst alles so bleiben soll wie es ist.

Würde man sich wirklich bemühen, ein Grundeinkommen zu verstehen, dann würde man auch einsehen, dass so ein Beweis technisch unmöglich ist, da man allenfalls einzelne Teilaspekte untersuchen könnte, niemals aber eine geschlossene Gesellschaft. Um die geht es aber beim Grundeinkommen.

Als Gegenthese behaute ich, dass die Diskussion über das Grundeinkommen die Gesellschaft mehr verändern wird, als das Grundeinkommen selber. So gesehen könnte ich mich sogar mit Versuchen anfreunden: Nicht um etwas zu beweisen, sondern um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, um auf neue Fragestellungen zu kommen, die erst im Handeln entstehen.

Jeder einzelne muss für sich entscheiden, ob er den Weg zu einem Grundeinkommen als gesellschaftlich richtig sieht. Wenn das viele tun, dann wird die Gesellschaft diesen Weg gehen. Das ist Demokratie. Das schließt natürlich ein, dass ein Grundeinkommen später wieder abgeschafft oder modifiziert werden kann. Ginge es darum, eine objektiv gute oder gar „richtige“ Gesellschaft zu schaffen, dann bräuchten wir keine Demokratie, dann würde eine Verwaltung mit kompetenten Experten reichen, sogar viel besser sein.

Zu unterscheiden von dem Versuch, gesellschaftliche Weichenstellungen „zu beweisen“ ist der Wunsch, solides Handwerkzeug zu entwickeln. Natürlich muss man vorher rechnen. Natürlich muss man den Übergang so gestalten, dass kein großer Schock entsteht. Natürlich braucht es Experten, die so etwas handwerklich solide umsetzen. Vielleicht kann man hierzu sogar Versuche machen. Beweisen werden diese aber nichts.

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