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Namibia - ein Beweis für das Grundeinkommen?

Es wäre doch schön, wenn man ein Beispiel hätte, wo ein Grundeinkommen schon erfolgreich eingeführt ist. „Namibia“ wird gern als solch ein Beweis für die Richtigkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens genannt. Bei näherem Hinsehen ist es allerdings alles andere als das.

Warum eigentlich überhaupt ein Experiment in Afrika? Steckt dahinter vielleicht die Überlegung „Wir probieren das erst mal in einem afrikanischen Dorf aus, wenn es nicht klappt, dann haben den Schaden dieses Versuches nur ein paar weit entfernte schwarze Bauern, und wir haben unser Land vor dem Risiko geschützt.“

Diese kolonialistische Haltung höre ich auch aus einer Aussage von Nikolaus Schneider, der als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland diesen armen Bauern erklärte: „Das Grundeinkommen hat euch eure Würde gegeben“ (b). Er hat damit aber vor allem die europäische Arroganz auf den Punkt gebracht. Man stelle sich nur vor, in hundert Jahren käme ein chinesischer Politiker in ein deutsches Dorf, wirft jedem Dorfbewohner 10 Euro vor die Füße und verkündet vor laufenden Kameras: „Nun habt ihr eure Würde wieder“?

Tatsächlich geht es beim Namibia-Projekt nur um ein Dorf, um nur etwa tausend Menschen in dem Örtchen Otjivero-Omitara. Und dort ist das Grundeinkommen auch nicht eingeführt, sondern es gab einen Versuch über einige Jahre. Jeder erhielt 10 Euro im Monat, macht sagenhafte 10.000 Euro im Monat. Es gibt bei uns nicht wenige Menschen, die für sich alleine ein so hohes Einkommen haben.

Dieser Versuch schien insofern erfolgreich gelaufen zu sein, als die Menschen in diesem Dorf nun glücklicher, wohlhabender und gebildeter sind, auch die Zahl der Arbeitsplätze habe zugenommen (a). Glauben tue ich dies gerne, aber was beweist das? Der gleiche Effekt wäre sicher eingetreten, wenn man dort Hartz IV eingeführt hätte. Würden das die BGE-Anhänger dann als Beweis für die Richtigkeit von Hartz IV anerkennen?

Im Namibia-Projekt wurde kein Grundeinkommen untersucht, sondern eine bessere Alternative zur klassischen Entwicklungshilfe gezeigt. Denn das Grundeinkommen wurde nicht aus der Gesellschaft heraus entnommen, an die es gezahlt wird, sondern es ist eine Spende aus reicheren Ländern. Die dortige Gesellschaft hat nicht eine neue Stufe ihrer Entwicklung in die Hand genommen, sondern wurde zum Almosenempfänger gemacht.

Zudem kann man alleine wegen der Winzigkeit des Projektes seine wissenschaftliche Aussagekraft bezweifeln. Weil nur ganz wenige das Grundeinkommen erhielten, gab es z. B. während des Versuches auch einen signifikanten Zuzug von Menschen aus anderen Gegenden, die zwar kein Grundeinkommen erhielten, aber den Aufschwung in diesem Dorf sicher mit getragen haben. Die Autoren der Studie (a) sehen das aber nicht als Einschränkung der Aussagekraft, sondern erkennen darin einen Beweis für die Attraktivität des BGEs. Diese Sichtweise halte ich für naiv, denn egal auf welche Weise man Geld in das Dorf gepumpt hätte, es hätte immer Menschen aus der Umgebung angezogen.

Insofern bleibt also ziemlich wenig übrig von einer Beweiskraft dieses Projektes für das Grundeinkommen. Wir sehen, dass Menschen, die ein bedingungsloses Einkommen erhalten nicht in Lethargie verfallen, sondern dass dieses Grundeinkommen aktiviert. Wobei selbst dies nicht wissenschaftlich überzeugend dokumentiert ist. Es gibt übrigens auch ganz andere Beispiele: In einem Vortrag bei YouTube berichtet Prof. Frithjof Bergmann von indianischen Reservaten, wo genau das Gegenteil geschehen sein soll. Ob das so stimmt und ob es trotz oder wegen des Grundeinkommens so geschieht, wäre mal interessant zu prüfen.

Ich habe gar den Verdacht, dass gar nicht das Wohlergehen der Namibier im Vordergrund steht, sondern dass die Namibier als Objekt für einige Gutmenschen hier gebraucht werden. Und wenn der eine Mensch den anderen gebraucht, dann ist das genau das Gegenteil von einem bedingungslosen Grundeinkommen.



Fazit: Aus einer Machtposition heraus (wirtschaftliche Stärke) finanzieren wir in einem Drittweltland einen Versuch. Vielleicht die beste Form der Entwicklungshilfe. Besser als deutsche Ingenieure zu bezahlen, die vor den Augen der staunenden Dörfler Brunnen graben. Mehr aber auch nicht. Unsere Hausaufgaben müssen wir hier bei uns machen. Das ist anstrengend. Zu anstrengend für Nikolaus Schneider, dem für Deutschland nichts anderes einfällt als die Forderung nach mehr Arbeitsplätzen! (c)



(a) Hierzu gibt es eine kleine Studie: „Der entscheidende Unterschied - das Grundeinkommen in Namibia“.

(b) Aus www2.evangelisch.de vom 24. Januar 2012

(c) Dass Schneider sich mit dem Grundeinkommen gar nicht beschäftigt hat zeigt auch seine merkwürdige Forderung nach einem „Grundeinkommen, das Arbeit honoriert“ http://www.ekd.de/aktuell_presse/82239.html

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