Wenn das BGE gut ist, dann ist BGE mit Mindestlohn noch besser, noch sozialer und noch gerechter. Wer so spricht, hat das Grundeinkommen nicht verstanden. Grundeinkommen und Mindestlohn das ist nicht wie Gürtel und Hosenträger, das ist wie Feuer und Wasser.
Für den Mindestlohn werden zwei Argumente genannt. Zum einen brauchen Menschen ein Einkommen zum Leben. Ohne Einkommen können sie auch nicht arbeiten. Auch der hartherzigste Arbeitgeber hat ein Interesse daran, dass seine Beschäftigten ein Einkommen haben. Besser natürlich nicht er zahlt dieses Einkommen, sondern der Staat. Der Staat will das nicht, und fordert ein Mindesteinkommen, das der Arbeitgeber zahlen soll.
Das zweite Argument geht in die Richtung „ehrliche Arbeit für ehrliches Geld“. Wer eine bestimmte Arbeit leistet, erwartet dafür einen bestimmten Gegenwert.
Beide Argumente verlieren mit einem Grundeinkommen ihren Sinn. Per Definition deckt das Grundeinkommen die Existenz ab, dazu braucht es keines Arbeitseinkommens mehr. Und ob der Lohn angemessen ist, das kann jeder frei entscheiden, wenn es ein Grundeinkommen gibt. Ist mir der angebotene Lohn zu gering, dann arbeite ich eben nicht. Oder woanders.
Es ergäbe sich eine starke Befreiung. Arbeitgeber und Arbeitnehmer können den Lohn frei aushandeln. Sicher würde es bald auch freiwillige Rahmen- und Musterverträge und Gehaltsklassen geben, die sich aber völlig frei von staatlicher Kontrolle entwickeln können.
Warum soll nicht jemand freiwillig für einen Euro in der Stunde arbeiten? Wenn er es will, weil vielleicht die Arbeit Spaß macht, warum nicht? Und es muss auch kein böser Arbeitgeber sein, der nur einen Euro anbietet, vielleicht kommt ja wirklich nur wenig bei der Arbeit oder bei dem Geschäft herum. Warum sollte man Arbeiten verbieten, bei denen ökonomisch nicht viel herausspringt? Vielleicht hat die Sache ja trotzdem Zukunft und kann sich weiter entwickeln. Grundeinkommen ohne Mindestlohn fördert das Experimentieren mit neuen Ideen. Ein Mindestlohn fixiert nur alte Modelle, weil es schwer ist, etwas völlig neues zu beginnen und von Anfang an hohe Gehälter zu zahlen.
Bei einem Mindestlohn hätte Herr Brödel niemanden einstellen können, seine Idee nicht weiter entwickelt, und Herr Kluge hätte vielleicht gar nichts gemacht.
In dem derzeitigen System ginge das nur mit staatlich kontrollierten Nachweisen der Minderbegabtheit, Zuschüssen für den Arbeitgeber und Abzügen an anderer Stelle. Und ein Mindestlohn passt da schon gar nicht.
Oder anders herum: Eine Tätigkeit ist so unattraktiv, dass sie trotz Mindestlohns keiner macht, wenn nicht der Lohn steigt. Diese Flexibilität des Marktes hätten wir bei Mindestlöhnen nicht. Sie zwängen entgegen der Marktlogik in ungewünschte Arbeitsplätze.
Gerade weil das Grundeinkommen auf die Freiheit der Menschen setzt, auf ihren kreativen Beitrag zum Gemeinwohl, auf weniger Bürokratie, gerade deshalb passt ein Mindestlohn so gar nicht zum Grundeinkommen.