Der private Gesamtkonsum ist eine wichtige Größe, um die Höhe eines Grundeinkommens zu bewerten. So kann das BGE logischerweise niemals höher sein als der Gesamtkonsum. Um noch Raum für individuelle Gestaltungen und Marktwirtschaft zu haben, muss es sogar nennenswert darunter liegen. Andererseits kann der private Gesamtkonsum auch Messlatte für die individuelle Armut sein.
Unter privatem Gesamtkonsum sei hier das verstanden, was der Bürger privat ausgibt, was er also quasi an der Ladentheke persönlich an Gütern und Leistungen erhält. Zum einen die Ladentheke ganz wörtlich genommen, also Lebensmittel, Geräte, Möbel usw. aber auch Mieten, Energiekosten, ärztliche Versorgung usw. Also alles das, was der Bürger nur bekommt, wenn er es selber auch bezahlt. Nicht hinzu zählen die Infrastruktur wie Straßen, Verwaltung, Justiz usw. Auch Investitionen im Gewerbe zählen genauso wenig hinzu wie ein Exportüberschuss.
Im Folgenden soll versucht werden, die Höhe dieses privaten Gesamtkonsums zu ermitteln. Man muss dabei sehr aufpassen, dass man nichts doppelt berechnet oder vergisst, wie z. B. Versicherungsbeiträge oder Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung.
Bei Versicherungen kann man so vorgehen, dass man die Ausgaben für die Versicherungen als Konsum ansetzt, dann darf man natürlich die Erstattungen der Versicherungen nicht noch einmal als Konsum ansehen. Oder man rechnet nur die Erstattungen, darf dann aber nicht die Einzahlungen als Konsum ansehen.
Quelle A: Die privaten Konsumausgaben betragen jährlich 1402 Mrd Euro (Quelle: Das Statistische Jahrbuch 2010, für 2008, Kapitel 24, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen: Kennzahlen im Zeitvergleich). Dieser Wert scheint das so sein, was gesucht ist. Allerdings sind hier auch die Konsumausgaben privater Organisationen ohne Erwerbszweck enthalten. Ich vermute, dass hierzu Kirchen, gemeinnützige Vereine usw., gehören. Wie viel dies ausmacht, kann ich derzeit nicht ermitteln. Beim Lesen der Anmerkungen im statistischen Jahrbuch kommen dann doch Zweifel auf, ob das Gesuchte gemeint ist., wenn z. B., die Nutzung von Eigentumswohnungen als Wert umgerechnet wird, heißt das, dass der Kauf von Eigentumswohnungen nicht enthalten ist? Ist die medizinische Versorgung enthalten oder ist diese beim Staatskonsum versteckt?
Quelle B: Die privaten Konsumausgaben betragen 1337 Mrd Euro, wenn man über die Einnahmen der Privathaushalte geht. Gemäß „statistischem Jahrbuch 2010, Tabelle 22.3.1, Wirtschaftsrechnungen privater Haushalte“ betragen die „ausgabefähigen Einkommen und Einnahmen" für 2008 1.401 Euro. Das sind alle Bruttoeinnahmen abzüglich Einkommensteuer, Soli und Sozialabgaben. Von diesem Wert muss man noch abziehen
* die freiwilligen Beiträge zur Sozialversicherung (gleiche Tabelle 22 Mrd Euro).
* die „Leistungen aus privaten Versicherungen" abziehen (13 Mrd Euro)
* Unklar ist mir, was die Position „Unterstützung aus privaten Haushalten" heißt. Ist damit gemeint, wenn ein Haushalt z. B. den Haushalt seiner Kinder oder seiner Eltern unterstützt? Dann müsste dieser Wert auch noch abgezogen werden, weil es sonst eine doppelt gerechnete Einnahme wäre, immerhin 52 Mrd Euro. Dazu passen würde auch die Ausgabe „Sonstige Übertragungen und Ausgaben" in der Tabelle.
* Die Ersparnisse der privaten Haushalte (148 Mrd. Euro laut gleicher Tabelle). Es wird hier unterstellt, dass das statistische Jahrbuch nur den Saldo aus Sparen und Abheben erfasst.
Insgesamt ergeben sich somit Ausgaben von 1.167 Mrd Euro
Es fehlen allerdings noch die Versorgung durch die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung. Deren Ausgaben betrugen für 2008 laut statistischem Jahrbuch 170 Mrd Euro. Insgesamt ergeben sich somit der eingangs genannte Wert von 1.337 Mrd Euro. Also eine gar nicht so schlechte Übereinstimmung mit Quelle A.
Übrigens
gibt es in der gleichen Tabelle wie bei Quelle B auch einen Posten
„Private Konsumausgaben“. Diese decken sich aber begrifflich
nicht mit den hier gemeinten privaten Konsumausgaben. Beispiel: Die
Beiträge zur KFZ-Versicherung sollen nicht dazugehören, da die
KFZ-Versicherungen aber Leistungen für den Bürger erbringen
(nämlich Schäden an der „Ladentheke" regulieren, die dann
auftreten, wenn er ein KFZ hat) zählen diese hier durchaus zum
privaten Konsum. Genauso ist es
mit allen anderen Versicherungen. Auch die Tilgung und
Verzinsung von Krediten wird hier zum privaten Konsum gezählt.
Konsequenterweise stimmen die privaten Konsumausgaben aus dem Kapitel
24 des statistischen Jahrbuches nicht mit denen aus Tabelle 22.3.1
überein.
Ein paar Fragen bleiben bei der Tabelle 22.3.1 offen:
* Warum taucht die Tilgung von Krediten als Ausgabe auf, ohne dass es eine Position „Einnahmen" aus Krediten gibt?
* Warum ergibt die Summe aus „private Konsumausgaben" und „andere Ausgaben" nicht genau die Gesamtausgaben?
* Warum entsprechen die Gesamtausgaben nicht genau den Gesamteinnahmen?
Dabei muss man sich klar machen, dass die Tabelle 22.3.1 aus einer Stichprobe genommen wurde mit allen sich daraus ergebenden Ungenauigkeiten. Haushalte mit sehr hohem Einkommen und Personen in Gemeinschaftsunterkünften sind nicht erfasst.
Tipp: In Deutschland entspricht eine Milliarde jährlich ziemlich genau 1 Euro je Person und Monat. (82 Mio Menschen `12 Monate = 1 Milliarde, Fehler 2 %)