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Was mich am Grundeinkommen faszinierte

Warum steckete ich Zeit und Einsatz in das Thema bedingungsloses Grundeinkommen? Drei Dinge waren es, die mich faszinierten.

Erstens: Die persönliche Freiheit

Für mich ist ist es wichtig, dass ich und andere in Freiheit leben. Dass das, was der Einzelne tut oder nicht tut, von ihm selbst ausgeht. Auf diesem Weg hat es die Gesellschaft, in der ich lebe, zwar schon weit gebracht, aber so richtig ergriffen und begriffen hat man diese Freiheit immer noch nicht. Dabei denke ich nicht nur an den Hartz IV-Empfänger, der sich von der Behörde gängeln lassen muss, um sein tägliches Brot zu erhalten. Dem vorgeschrieben wird, ob und wo er sich bewerben muss, wo er sich aufhält, wie er sich bildet. Ich denke auch an mich selber, der ich ja gar keine richtige Freiheit habe, meine Arbeit nicht zu tun, ohne in Existenznot zu geraten. Ich bin gezwungen viel Zeit aufzuwenden um meinen Arbeitsplatz zu sichern anstatt die Arbeit, wenn sie anfällt, einfach zu erledigen. Ich denke an zahlreiche Einschränkungen, die uns der Staat im Namen der „Vollbeschäftigung“ auferlegt: Einen Mindestlohn, der die Vertragsfreiheit einschränkt und viele Arbeiten schlicht verbietet. An komplizierte Schutzgesetze, die nur deshalb nötig sind, weil die Menschen über ihre Arbeit nicht frei entscheiden können. An Baumaßnahmen, die angeblich keiner will, die aber „Arbeitsplätze“ erhalten.

Ich will freien Menschen begegnen, wenn ich in einem Geschäft bedient werde. Ich will Dinge benutzen, die andere ohne Zwang hergestellt haben. Unerträglich finde ich es, wenn die Verkäuferin, der Arbeiter, der Busfahrer nur deshalb für mich arbeiten, weil wir in einem System gegenseitiger Erpressung leben.

Dass wir arbeiten müssen, um Wohlstand zu haben, ist keine Gängelung, sondern ergibt sich aus der Natur der Sache. Es ist aber in der Tat eine Gängelung, wenn der Staat, bzw. anonyme Mehrheiten entscheiden, welche Arbeiten getan werden, oder wie die Schule funktioniert. Ein System gegenseitiger Erpressung ist es in der Tat dann, wenn die Haltung gepflegt wird, dass ja jeder nur für sich sorgen müsse, und damit wäre für alle gesorgt - anstatt in solidarischer Gesinnung füreinander zu arbeiten und dies zu organisieren. Ein allgemeiner Rahmen zur Arbeitszeit usw. könnte gesetzlich gefunden werden.
Zweitens: Die geniale Einfachheit

Heute haben wir einen unübersehbaren Wust von Gesetzen und Verordnungen, um dafür zu sorgen, dass niemand auf der Strecke bleibt. Alleine um die individuelle Höhe des Kindergeldes zu ermitteln, braucht man Experten, wobei selbst diese ohne Computerprogramme keinen Überblick mehr haben. Es gibt dutzende von Töpfen und Töpfchen, die alle an dem Problem der Mindestsicherung herumbasteln. Es werden Armuten wie die Energiearmut, die Mobiltätsarmut, die Nahrungsarmut, die Bildungsarmut erfunden, um dann die Scheinlösungen Sozialtarife, Sozialticket, Essens-Tafeln, Bildungspaket usw. zu präsentieren. Es scheint auch eine Spielzeugarmut zu herrschen, wozu sonst gibt es staatliche geförderte Spielzeugläden für Arme? Sogar von einer Umweltarmut ist neuerdings die Rede, wenn Menschen krank werden, weil sie sich nur eine laute und dreckige Wohnung leisten können. Und natürlich gibt es auch zur Umweltarmut Experten, Studien und Gegenmaßnahmen. Aber anstatt anzuerkennen, dass es nur eine Armut gibt, nämlich den Mangel an Geld, um am allgemeinen Wohlstand angemessen teilhaben zu dürfen, stattdessen wird eine Unzahl von Programmen aufgestellt, die wiederum die Betroffenen gängeln und den mit der Umsetzung dieser Programme beschäftigten Armutsverwaltern ihre Lebenszeit stehlen. Hinzu kommt eine Steuergesetzgebung, die in weiten Teilen deshalb so hoch kompliziert ist, weil sie Gerechtigkeit für jeden denkbaren Einzelfall herstellen will.

Das bedingungslose Grundeinkommen hingegen ist völlig einfach. Ein Gesetz dafür ließe sich auf eine DIN-A4-Seite schreiben. Die genannten komplizierten Regeln würden entfallen. Genau so wie die komplizierten mathematischen Beschreibungen der Planetenbewegung entfielen, als Kopernikus nicht die Erde, sondern die Sonne in den Mittelpunkt stellte.

In der Tat: Weil heute jede Schieflage mit einer speziellen staatlichen Maßnahme kuriert werden soll, entsteht ein immer komplizierteres Knäul von Gesetzen. Im Sinne der Dreigliederung würden nur wenige, überschaubare Gesetze Sinn machen, die jeder versteht. Wirtschaftliche Schieflagen würden konkret innerhalb des Wirtschaftssystems erforscht und aus diesem und aus dessen Logik heraus korrigiert.



Drittens: Die erlebte Umwälzung

Beim Grundeinkommen kann ich hautnah einen Paradigmenwechsel in der Gesellschaft miterleben. Andere Generationen mögen erlebt haben, wie die Eisenbahn die Welt veränderte, wie die Leibeigenschaft abgeschafft wurde oder wie neue Religionen das Leben veränderten. Die entscheidende Umwälzung heute ist für mich nicht die immer weitere Perfektionierung von Internet und Handy, sondern dass wir an einer Schwelle stehen, wo die alte Verteilung von Einkommen so nicht mehr weitergeht. Dass unsere gewohnten Begriffe von Arbeit und Einkommen nicht mehr tragen. Dass wir verzweifelt an einem Weltbild festhalten, das zwar für den selbst versorgten Bauernhof taugte, aber in einer Welt mit totaler Arbeitsteilung an sein Ende kommt. Niemand weiß genau, wie es weitergehen wird. Ganz egal ob sich unsere Gesellschaft irgendwann tatsächlich auf ein bedingungsloses Grundeinkommen verständigt oder nicht: Im Umfeld des Themas Grundeinkommens stehe ich selber in der Umwälzung ins Ungewisse.

Das gilt noch in viel stärkerem Maß für die Dreigliederung.

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