Ein Artikel der Zeitschrift „Erziehungskunst“ (Juni 2018), einer Zeitschrift für Waldorfschulen, agitiert gegen Energiesparlampen. Doch die vorgebrachten fachlichen Argumente sind schräg bis falsch, und der entscheidende Punkt geht dabei unter.
Zunächst die fachlichen Fehler:
Wenn man (Glüh)birnen mit Äpfeln addiert kommt nichts sinnvolles dabei heraus. Genau das tut der Autor aber im ersten Absatz indem er - anstatt einen Raum sauber durchzukalkulieren - zwei verschiedene Schulen gegenüberstellt und dabei auf Klassenraumgrößen von 300 m² kommt.
Jedem, der schon mal Lampen in seinem Wohnzimmer ausgetauscht hat, ist klar, dass dafür keine Kosten von 50 Euro je Quadratmeter entstehen! Möglicherweise wurde bei diesem Preis noch vieles andere verbessert: Als Beleg, ob sich der Austausch lohnt oder nicht taugt solch sein Zahlensalat nicht.
Abenteuerlich ist der Vorschlag von Windrädern auf Schuldächern. Solche Kleinanlagen zeigen sich in der Praxis nicht nur als störanfällig, ihre Geräusche sind kaum in den Griff zu bekommen und Vibrationen können das Gebäude beschädigen. Die versprochenen Erträge sind allenfalls direkt am Nordseedeich erreichbar.
Auch der Energieaufwand zu ihrer Herstellung ist keine ernstes Argument gegen LED. Aus den Zahlen im Artikel ergibt sich, dass nach wenigen Jahren der Stromverbrauch einer Glühlampe fast hundert mal höher ist als die Herstellung einer LED.
Und mit der Logik des uralte Arguments, dass der Stromverbrauch von Beleuchtung ja „nur“ 1,5 % ausmacht und daher irrelevant sei, kann man alles wegargumentieren. Glyposphat macht weniger als 1% aller Umwelt-Gifte aus, also ist es eh egal.
Trotzdem sind in dem Artikel einige gute und originelle Hinweise versteckt. Zum Beispiel die Frage, ob bei einer künftigen Stromversorgung ohne Kohle und Atom die Glühlampen nicht den geringeren Ressourcenverbrauch hätten oder die Hinweise auf die Problematik der CO2-Zertifikate.
Doch der entscheidende Punkt fehlt. Der Zwang, mit dem die Regierung den Bürgern die Wahl ihres Lichtes vorschreibt. Diese Zwangsbeglückung steht nicht alleine, sondern reiht sich ein in die Kampagnen zur Umerziehung der Raucher, dem Schutz vor unpassenden Nachrichten und nicht zuletzt Vorschriften zum Schulunterricht. Damit wären wir dort, wo sich die Waldorfszene eigentlich richtig gut auskennen müsste. Rudolf Steiner hat die erste Waldorfschule vor hundert Jahren als Impuls für ein vom Staat unabhängiges freies Geistes- und Kulturleben ins Leben gerufen. Dazu gehört sicher auch die freie Entscheidung, in welchem Licht jeder leben möchte. Das schließt eine staatliche Begrenzung der CO2-Emissionen nicht aus, die konkrete (lampen)technische Umsetzung kann aber niemals Aufgabe der Politik sein. Genau das spüren die Bürger, doch sie versuchen inhaltlich gegen diese „falschen“ Maßnahmen zu argumentieren was - wie der Artikel zeigt - meist nicht gelingt und auch gar nicht gelingen kann: Denn es geht nicht um richtige oder falsche Maßnahmen, sondern um die als Unrecht empfundene Bevormundung. Gerade die Waldorfschulen könnten hier für ein präziseres Begreifen und Handeln lichtbringend sein. Nicht im dumpfen Schüren von fachlich schrägen Argumenten - sondern in Kampf für ein freies Geistesleben.