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Hurra, wir dürfen zahlen

Wer beim Titel „Hurra wird dürfen zahlen – der Selbstbetrug der Mittelschicht“ eine Abrechnung mit dem Staat erwartet, der die arme Mittelschicht ausplündert, hat die Autorin Ulrike Herman falsch eingeschätzt.

Stattdessen bügelt Ulrike Herman mit viel Sachverstand, Sprachgewandtheit und Klarheit der Gedanken eben diese Opferhaltung völlig gegen den Strich.

Die Mittelschicht, so ihre These, ist nicht Opfer, sondern Täter. Eine These, die schon alleine wegen des demokratischen Stimmenanteils der Mittelschicht kaum widerlegt werden kann.

Ausführlich erläutert Hermann, dass der Selbstbetrug der Mittelschicht darin liegt, dass sie sich gegen die Menschen der Unterschicht wendet. Diese seien nur faul und lägen der Mittelschicht auf der Tasche. Aufgrund dieser Falscheinschätzung winkt die Mittelschicht alles durch, was in Wirklichkeit nur der Oberschicht dient. Weil die Mittelschicht die Armen verachtet, nimmt sie mit Freude Steuerreformen an, die in Wirklichkeit nur Geld von der Mittelschicht zur Oberschicht fließen lassen. So merken die Menschen der Mittelschicht auch nicht, dass sie als Zwangsmitglieder in der gesetzlichen Krankenversicherung alle Solidaritätsbeiträge tragen, während sich die Oberschicht aus dieser Verantwortung herauszieht und dafür eine erstklassige medizinische Privatversorgung erhält. Ausgerechnet die Gewerkschaften seien es gewesen, die in den Gründungsjahren der Bundesrepublik dieses Modell der Krankenversicherung durchsetzen, schon damals in völliger Verkenntnis der Verhältnisse.

So kommt Hermann zu dem Schluss: „Die Spitzenverdiener werden begünstigt, weil die Mittelschicht ihrer Aversion gegen den Staat blind nachgibt.“

Was hat das mit Grundeinkommen zu tun? Auch die Grundeinkommensdiskussion wird oft beherrscht von der Aversion gegen die Unterschicht: „Wird dort noch genug gearbeitet? Wir Mittelständler wollen nicht die Einkommen der Armen bezahlen!“ Würde die Mittelschicht den Staat als ganzen Organismus sehen und nicht nur auf ihre scheinbaren (!) Vorteile pochen, dann sähe das Thema Grundeinkommen für die Mittelschicht ganz anders aus.

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